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Beitrag vom 11.10.2014
Wenn unsere Generation mehr an Frieden und Musik glaubt, wird es eine bessere Zukunft geben
Paria Moradi
Die 13-jährige Paria ist Schülerin in Berlin-Schöneberg und Tochter persischer Eltern. Für "Schalom Aleikum" steht sie im Dialog mit M.I., einem 17-jährigen jüdischen Mädchen aus Kreuzberg.
Hallo liebe M.I.
Ich bin Paria und wurde am 3. Juli 2001 in Berlin-Schöneberg geboren.
Mein Sternzeichen ist somit Krebs. Ich habe, als ich noch etwas kleiner war,
mir Horoskope durchgelesen, und fand es immer sehr interessant.
Doch daran geglaubt habe ich nie, weil ich mich nie so wirklich mit dem Thema befasst habe. Heute lese ich eigentlich kaum noch Horoskope, vielleicht interessiere ich mich später dafür.
Du hast mir erzählt, dass du noch zwei ältere Brüder hast, das ist doch bestimmt voll cool! Ich bin Einzelkind, was ich aber nicht so schlimm finde, wie manche behaupten. Früher, als ich kleiner war, habe ich mir immer einen Bruder gewünscht, aber heute bin ich auch gerne Einzelkind.
Meine Eltern kommen aus dem Iran. Beide sind mit dem Islamischen Glauben aufgewachsen. Sie haben den Krieg miterlebt. Das ist für mich eigentlich unvorstellbar, im Krieg zu leben. Wenn ich in den Nachrichten Bilder von Kriegen sehe, und davon, wie Kinder sich, voller Angst, vor blutigen Anschlägen verstecken müssen, tut es mir im Herzen weh.
Ich habe ein Buch über den Frieden gelesen, es heißt "Gemeinsam für den Frieden - was wir dafür tun können". Es geht darin darum, Kindern zu erklären, wie Kriege entstehen und wie wir in Frieden leben könnten. Es wird auch erklärt, dass Kriege oft aus wirtschaftlichen und rassistischen Gründen entstehen. Das bringt mich sehr zum Nachdenken, und ich stelle mir vor, wie Menschen aufgrund ihres Aussehens verfolgt oder diskriminiert werden. Ich erinnere mich noch gut daran, dass in meiner Grundschule afrikanische Kinder oft als "hässlich" bezeichnet wurden. Ich fand das ziemlich unnötig, denn eigentlich sind alle Hautfarben schön. Ich erinnere mich auch, dass diese Kinder in der Grundschule davon sehr getroffen waren, und sich mittlerweile aber an die Beschimpfungen gewöhnt haben und sie nicht mehr so ernst nehmen. Ich finde es beeindruckend, dass sie die Beschimpfungen nicht mehr ernst nehmen, aber schön finde ich es trotzdem nicht.
Aus meinem Buch, aber auch aus meiner eigenen Erfahrung, weiß ich, dass Kriege oft durch Glauben und Religionen entstehen. Ich finde, Religionen können gute und schlechte Seiten haben. Wenn ein Glaube eines Menschen verursacht, dass jemand respektvoll mit sich und der Gesellschaft umgeht, und dadurch Verständnis für andere Menschen hat, dann ist es richtig daran zu glauben.
Meine Eltern sind mit dem Islam aufgewachsen aber ich selbst bin noch nicht entschieden, an was ich glauben möchte. Vielleicht entscheide ich das erst später.
Durch Projekt Schalom Aleikum erfahre ich mehr über den jüdischen Glauben, und finde es sehr interessant. Nach unserer ersten Begegnung, M.I., habe ich angefangen, in meinem Buch über die Weltreligionen, besonders über das Judentum zu lesen. Ich habe herausgefunden, dass es auch, wie im Islam, eine heilige Schrift gibt und die Menorah, der siebenarmige Kerzenleuchter eine große Bedeutung hat. Ich freue mich darauf, mehr von dir und euren Traditionen zu erfahren, M.I.!
Im Ethikunterricht haben wir auch gerade das Thema "Judentum" behandelt, aber viel spannender ist es, dies alles von einer jüdischen Familie persönlich zu erfahren.
Ich gehe übrigens auf das Sophie-Charlotte-Gymnasium. In die achte Klasse. Durch dieses Projekt habe ich auch erfahren, dass die jüdische Künstlerin Charlotte Salomon vor der Nazi-Zeit auf meine Schule gegangen ist. Das fand ich so spannend, dass ich mehr über sie recherchiert habe und demnächst noch einen Artikel über sie schreiben möchte.
Was ich immer sehr gerne tue ist lesen, schreiben und singen. In einer Band zu singen, so wie du, ist doch bestimmt sehr aufregend, oder? Ich singe meistens für meine Familie, privat und ohne Bühne. Ich würde auch gerne mal vor größerem Publikum singen, so wie du. Vielleicht wird daraus was... Aber zu meinem Beruf will ich das nicht machen. Da plane ich Journalistin oder Fernsehmoderatorin zu werden. Daher hat mir unser Interview mit der Journalistin vom Tagesspiegel, Frau Keller, so viel Spaß gemacht und ich hab mich riesig gefreut, als es veröffentlicht wurde.
Was mit auch sehr viel Spaß macht, ist das Tanzen. Ich habe auch lange in einem Tanzstudio getanzt. Dann habe ich allerdings aufgehört, weil ich mir mehr Zeit für die Geige nehmen wollte. Ich spielte vier Jahre lang Geige und jetzt spiele ich Gitarre.
Heute versuche ich mir auch noch das Klavierspielen autodidaktisch beizubringen. Das klappt ganz gut, denn immer wenn ich mich mit Musik beschäftige, fühle ich mich sehr glücklich.
Ich denke, wenn unsere Generation mehr an Frieden und Musik glaubt, wird es eine bessere Zukunft geben....
Copyright Text: Paria Moradi
Copyright Foto von Paria Moradi im Studio: Sharon Adler
Copyright Foto Sophie-Charlotte-Gymnasium: Sharon Adler